von Heiko Krebs, Geschäftsführer der Kombiverkehr KG

Kombiverkehr treibt die Digitalisierung in allen Bereichen massiv voran. Das Kundenportal meinKombiverkehr und die KV4.0 Datendrehscheibe sind zwei Meilensteine für die Kunden des Unternehmens. Auch intern werden Prozesse digital verbessert und optimiert. Eine Zwischenbilanz und ein Ausblick.

Wer intermodale Verkehre erfolgreich betreiben will, muss mehrere Dinge unter einen Hut bringen: ein komplexes Netzwerk, steigende Kundenanforderungen und eine hohe Leistungsqualität zu marktfähigen Preisen. Immer mehr kommt es in diesen Zeiten auch auf Vertrauen und Planbarkeit an. Denn Beeinträchtigungen, etwa durch Baustellen auf den Gleisen, gehen leider häufig zu Lasten der Qualität und der Pünktlichkeit. Und es steht leider zu befürchten, dass wir auch künftig mit Verspätungen rechnen müssen. Alles andere wäre angesichts der umfangreichen Korridorsanierungen, die erst kürzlich begonnen haben und bis 2030 andauern werden, eine etwas blauäugige Vorstellung. Das ist eine weniger gute Nachricht. Nichtsdestotrotz können sich Speditionen, ihre Disponenten und Fahrer auf Fahrplanabweichungen einstellen und frühzeitig reagieren.

Real-time visibility und Estimated time of pick-up: In unserem Portal meinKombiverkehr sehen Disponenten in Echtzeit, wo sich ihr Zug befindet und wann ihre Ladeeinheit am Zielterminal abholbereit sein wird. Die Informationen, die wir heute digital mit unseren Kunden teilen, sind auf einem vollkommen anderen Level als noch vor wenigen Jahren. Kein Speditionsmitarbeiter muss heute mehr zum Telefon greifen oder seine Mails checken, um von einer Verspätung zu erfahren. Ein Blick ins Kundenportal genügt und Disponenten sind umfassend über alles im Bilde. Damit machen wir Intermodaltransporte planbarer und ermöglichen es unseren Kunden, im Fall von Störungen frühzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Klare Strategie, hohe Investitionen, reichlich Manpower

Mit einer klaren Strategie, hohen Investitionen und reichlich Manpower haben wir die Digitalisierung massiv vorangetrieben und uns dafür auch personell verstärkt. Inzwischen sind 22 IT-Spezialistinnen und -Spezialisten bei Kombiverkehr beschäftigt, die unsere Systeme betreiben und weiterentwickeln. Treiber hinter diesen Aktivitäten ist der Anspruch, digitaler Operateur zu werden. Der Anspruch kommt nicht von ungefähr: Digitalisierung ist essenziell. Sie hilft uns, die Komplexität unseres Netzwerks zu beherrschen und steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden. Sie ermöglicht es uns, Daten mit allen an der intermodalen Transportkette Beteiligten zu tauschen. Zusätzlich hilft sie dabei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Digitale Tools entlasten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Routineaufgaben, für die wir womöglich gar keine Bewerberinnen und Bewerber mehr finden würden. Beispiele hierfür sind unter anderem das Arbeiten mit RPA-Lösungen (Robotic Process Automation). Dies haben wir bereits vor einigen Jahren eingeführt und setzen sie heute an vielen Stellen unserer IT-Landschaft erfolgreich ein. Dies gilt nicht nur für unsere Leistungsabrechnung, bei der beispielsweise Eingangsrechnungen zahlreicher unterschiedlicher Leistungserbringer ausgelesen und vollautomatisiert in unsere Abrechnungssysteme übertragen werden. Es gilt auch für Baustelleninformationen der Infrastrukturbetreiber, die ebenfalls über einen automatischen Prozess intern verarbeitet und unserem Transportüberwachungs-Team in ihren eigenen Monitoring-Tools sowie unseren Kunden in ihrer Auftragsübersicht angezeigt werden. Zudem bauen wir unsere CRM-Applikationen ständig aus, um den Service am Kunden weiter zu verbessern.

Digitalisierung als ganzheitlicher Prozess für eine nahtlose Customer Journey

Digitalisierung sehen wir somit als ganzheitlichen Prozess. Zwar stehen jede interne Maßnahme und jedes Projekt mit Kundenwirkung erstmal für sich. In der Summe erfolgreich realisierter Projekte zeigt sich jedoch der tiefere Nutzen für alle Beteiligten recht schnell. Von der Informationsbeschaffung, über die Buchung, das Aufliefern der Ladeeinheit am Terminal, den eigentlichen Schienentransport, bis zur Rechnungsstellung: Die digitale „Customer Journey“ wird immer nahtloser. Anhand von zwei aktuellen Beispielen – unserem bereits erwähnten neuen Portal meinKombiverkehr und der KV4.0 Datendrehscheibe – lässt sich der Beitrag der Digitalisierung für eine effiziente Organisation und Abwicklung von Intermodaltransporten darstellen.

Die digitale Customer Journey wird immer nahtloser.

Heiko Krebs, Geschäftsführer der Kombiverkehr KG

Webbasiert und für alle Kunden: Die Portal-Lösung

Mit dem Ausrollen von meinKombiverkehr haben wir neue Maßstäbe mit Blick auf Buchung, Abwicklung und Verfolgung von Intermodaltransporten gesetzt. Die überwältigende Resonanz auf das am 13. März 2023 gestartete Portal zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Innerhalb von nur fünf Arbeitstagen haben sich mehr als 1.000 User dafür registriert. Heute sind wir bei etwa 2.200 äußerst zufriedenen Nutzern, die von digitalen Prozessen profitieren. Disponenten finden auf meinKombiverkehr alle für sie relevanten Informationen – von der Fahrplanauskunft über die Transportbuchung bis hin zu einer umfassenden Auftragsübersicht inklusive Statusmeldungen.

Kaum am Start, denken wir schon über die nächste Verbesserung nach: Unter dem Projektnamen Easy Booking bereiten wir eine deutlich vereinfachte Buchung mit besserer Übersichtlichkeit vor. Kein Anwender muss sich dann erst durch mehrere Seiten klicken, um eine Ladeeinheit für den Transport zu avisieren. Easy Booking trägt außerdem dem Wunsch unserer Kunden nach einer höheren Flexibilität Rechnung. Künftig wird es etwa möglich sein, einen Stellplatz frühzeitig zu buchen, ohne dass schon die Nummer der Ladeeinheit oder das tatsächliche Ladungsgewicht bekannt ist. Beides kann man bequem später eingeben, wenn klar ist, welcher Trailer oder Container genau auf die Schiene wechselt. Zudem wird es die Möglichkeit der Mehrfachbuchung für Ladeeinheiten mit identischen Kriterien geben und notwendige Zolldokumente werden automatisiert eingelesen. Nach dem Abschicken der Buchung wird für das Gros der Aufträge keine manuelle Prüfung mehr durch das Agenturpersonal notwendig sein, da unser ebenfalls derzeit in der Entwicklung befindliches Kapazitätsmanagement Buchungen selbstständig einer Zugabfahrt wird zuordnen können. Gleichzeitig profitieren unsere Kunden von der in diesem Fall direkten Bestätigung ihres Transportes mit Abschluss der Onlinebuchung und einer planbareren Kapazitätsverteilung. 

Neue Ära der digitalen Zusammenarbeit im Kombinierten Verkehr

Neben dem Portal meinKombiverkehr, mit dem nahezu alle unsere Kunden heute wie selbstverständlich arbeiten, ist die KV4.0 Datendrehscheibe das zweite große Beispiel für einen digitalen Leuchtturm. Er weist großen wie mittelständischen Unternehmen den Weg in eine neue Ära der digitalen Zusammenarbeit im Kombinierten Verkehr. Im April 2023 haben wir die KV4.0 Datendrehscheibe scharf geschaltet und mit einem unserer größten Kunden erstmals Buchungsdaten darüber ausgetauscht.

Die Besonderheit: Alle Beteiligten, sprich Spediteure, Operateure, Terminals sowie Eisenbahnverkehrsunternehmen und Netzbetreiber, nutzen einen gemeinsamen Datenhub, über den sie alle relevanten Daten rund um den Intermodaltransport teilen. Zuvor brauchte es jeweils eine Schnittstelle zu jedem der Akteure. Um die Daten reibungslos auszutauschen, haben sich alle Mitstreiter auf den einheitlichen Datenstandard EDIGES 4.1 geeinigt. Die Datendrehscheibe ist damit ein Meilenstein bei der Weiterentwicklung des Kombinierten Verkehrs in Europa und markiert den Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit.

Über das Datenhub KV4.0 werden Transport- und Auftragsdaten zwischen allen Beteiligten der intermodalen Transportkette per Schnittstelle ausgetauscht

KV4.0 lebt vom Mitmachen. Wer daran mitwirken möchte, muss nur einmalig eine Schnittstelle implementieren und schon kann er die vielfältigen Vorteile nutzen. Dazu gehören unter anderem Tracking & Tracing mit Echtzeitdaten, ETA/ETP-Informationen, Zuglaufdaten, Statusmeldungen zu den Terminals und natürlich Fahrplaninformationen. Der Informationsaustausch in Echtzeit über die gesamte Transportkette hinweg macht den Intermodalverkehr transparent, effizient und verlässlich. Projekte wie diese verleihen dem Sektor eine höhere Schlagkraft und eine bessere Wahrnehmung. Aktuell sind bereits mehrere unserer Kommanditisten, KV-Operateure, Güterbahnen und das Kombi-Terminal Ludwigshafen (KTL) an die KV4.0 Datendrehscheibe angeschlossen. Um sie am Markt zu etablieren und zu vermarkten, braucht es entsprechende Strukturen. Hier kommt die DX Intermodal GmbH ins Spiel, die als Betreibergesellschaft fungiert.

Papierlose Abfertigung etabliert, kontaktlose Abfertigung möglich

Nur konsequent ist es, dass im digitalen Zeitalter auch alle Abfertigungsprozesse im Terminal digital erfolgen. Wir treiben papierlose Prozesse voran, reduzieren damit den Ressourcenverbrauch sowie unseren CO2-Fußabdruck und erhöhen gleichzeitig die Effizienz: Wurden im Vorfeld alle relevanten Informationen ausgetauscht, fällt bei der Einfahrt am Terminal nur noch die Eingangskontrolle an und der Fahrer kann zur gewünschten Kranbahn fahren, vorausgesetzt der Transport beinhaltet keine Gefahrengüter oder Abfälle. Nutzen die Lkw-Fahrer die App Conroo, erfolgt die Abfertigung noch einen Tick schneller und – vom Eingangs-Check abgesehen – komplett kontaktlos: Ein vorab übermittelter Code ist die digitale Eintrittskarte ins Terminal. Mehrere Terminals in Deutschland bieten die moderne Abfertigung bereits an. Vergleichbare Lösungen planen wir zukünftig auch über KV 4.0 anzubieten.

Die drei Beispiele machen deutlich, wie intensiv wir uns der Digitalisierung verschrieben haben und welche Möglichkeiten sich damit allen an intermodalen Transportketten Beteiligten eröffnen. Abseits davon gibt es noch ein weiteres Projekt, in dem sich Kombiverkehr engagiert, um mithilfe digitaler Prozesse einen weiteren Effizienzsprung zu erzielen: KiBa.

Künstliche Intelligenz für die Beladeoptimierung von Waggons

KiBa steht für „Künstliche Intelligenz und diskrete Beladeoptimierungsmodelle zur Auslastungssteigerung im KV“. Ziel des von sechs Projektpartnern im September 2022 angestoßenen Projekts ist es, mithilfe von KI-Modellen die perfekte Position für jede Ladeeinheit auf der zur Verfügung stehenden Waggongarnitur zu finden, um dadurch die Auslastung der Züge zu optimieren. Im kontinentalen Verkehr gibt es unterschiedlichste Typen von Ladeeinheiten und Bahnwagen. Beides zusammenzuführen, ist mitunter ein anspruchsvolles Unterfangen – gilt es dabei doch, Ladegut, Abmessungen und Gewicht zu berücksichtigen. KiBa soll das optimale „Matching“ von Ladeeinheit und Bahnwagen deutlich vereinfachen. Dadurch setzen wir nicht nur unser Equipment möglichst produktiv ein, sondern sparen auch Zeit und Aufwand in der Disposition.

Digitalisierungsziele Zug um Zug erreichen

Die Ziele sind auch in Zukunft anspruchsvoll. Doch wir sind überzeugt, dass wir sie buchstäblich Zug um Zug erreichen werden. Damit leistet die Kombiverkehr KG einen überaus wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche Logistik. Gerade Spediteuren, die heute ausschließlich über die Straße transportieren, bieten wir neue Chancen, die vielen Vorteile des intermodalen Verkehrs auch für ihr Unternehmen zu erschließen und auf Dauer wirtschaftlich zu profitieren. In der Digitalisierung sehen wir einen Schlüssel, um auch kommende Herausforderungen zu meistern und die Rolle der Schiene dauerhaft zu stärken.

Ihr Ansprechpartner zum Thema IT bei Kombiverkehr:
Christoph Büchner, Leiter IT
+49 69 / 7 95 05-144, cbuechner@kombiverkehr.de

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