Kakaobutter auf der Schiene: Auch sensible und temperierte Güter eignen sich für die Bahn, wie das erfolgreiche Zusammenspiel von Kombiverkehr und Lettl Transporte zeigt.

Ob als Nikolaus, Hase, Herz oder Tafel – Schokolade kann man eigentlich immer schenken, ob mit oder ohne Anlass. Naschkatzen gibt es schließlich genug, die sie in vollen Zügen genießen. In vollen Zügen lässt sich auch die Schokoladenlogistik realisieren, wie das Beispiel von Lettl Transporte aus Wasserburg am Inn (Kreis Rosenheim) zeigt. Spezialität der Spedition sind Transport und Logistik von flüssigen Lebensmitteln in Tankcontainern. Dafür unterhält das Unternehmen eine Flotte von rund 100 Lkw, 120 Lebensmittel-Aufliegern und 30 Containern. Letztere sind auch für Beförderungen im Kombinierten Verkehr geeignet. In diesen Ladeeinheiten transportiert Lettl Kakaobutter – eine der ganz wesentlichen Zutaten für Schokolade – intermodal auf Schiene und Straße.

Mit dem Produkt kann sich Geschäftsführer Stephan Lettl identifizieren – ist er doch auch selbst eine Naschkatze, wie er einräumt. Seit mehreren Jahren befördert sein Unternehmen das Schokoladen-Vorprodukt auf der Kombiverkehr-Verbindung zwischen dem Kombi-Terminal Ludwigshafen (KTL) und dem DUSS-Terminal in München-Riem. Der Zug verkehrt aktuell fünfmal die Woche im Nachtsprung. „Wir haben hier einen Regelverkehr aufgebaut und nutzen das Kombiverkehr-Angebot nahezu täglich“, sagt Stephan Lettl, der mit seinem Bruder Martin Lettl das Unternehmen in vierter Generation führt. Innerhalb von zwei bis drei Wochen sind es meist 10 bis 15 Container, die für Lettl Transport auf dieser Achse unterwegs sind.

Ausgeklügeltes Logistikkonzept auf der Schiene
„Wir begrüßen es sehr, dass Kunden wie Lettl Transport auch sensible Ware wie flüssige Lebensmittel auf der Schiene befördern“, sagt Frank Werner, Leiter Nationaler Verkehr bei Kombiverkehr. „In diesem Segment sind die Qualitäts- und Terminanforderungen besonders hoch. Die Ware muss pünktlich zum Empfänger und weiterverarbeitet werden.“ Lettl Transport reiht sich laut Werner ein in eine ganze Reihe von Unternehmen, die seit Jahr und Tag Lebensmittel im Intermodaltransport befördern – seien es Tiefkühlkost, Fleisch oder Getränke.

Wir begrüßen es sehr, dass Kunden wie Lettl Transport auch sensible Ware wie flüssige Lebensmittel auf der Schiene befördern.“

Frank Werner, Leiter Nationaler Verkehr bei Kombiverkehr

Das Beispiel der Kakaobutter ist auch in anderer Hinsicht bemerkenswert: In Bahn-Kreisen heißt es oft, dass Güterverkehre auf der Schiene für Kunden erst ab Entfernungen von 300 Kilometern interessant sind. Zu sehr fallen sonst die Kosten für Vor- und Nachläufe sowie für Umschläge an den beiden Terminals ins Gewicht. Je länger die Strecke, desto mehr relativiert sich dieser Faktor. Nun beträgt die Distanz zwischen Ludwigshafen und München zwar immerhin knapp 400 Kilometer, von einer Langstrecke kann man aber eher nicht sprechen. Trotzdem haben sowohl die Schokoladenfabrik als auch ihr Logistikdienstleister seit mehreren Jahren Gefallen am Schienentransport auf der Kurzstrecke.

Vier Tonnen on top sind ein echter Mehrwert
Ein wesentlicher Grund für Lettl: der Gewichtsvorteil von 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr. „Da macht auch die kurze Strecke Spaß“, betont der Unternehmer. Die eingesetzten Fahrzeuge sind für den Tanktransport aufwendig ausgestattet – mit Bordpumpen, Drucktanks mit Schläuchen sowie Heizaggregaten – und bringen entsprechend viel Gewicht auf die Waage. 25 Tonnen Nutzlast sind es in der Regel beim Einsatz der Auflieger, 28 bis 29 Tonnen Nutzlast im Fall der Container. Vier Tonnen on top sind also ein echter Mehrwert.

„Bei einem Gewichtsvorteil von 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr macht die Schiene auch auf der kurze Strecke Spaß.“

Stephan Lettl, Geschäftsführer Lettl Transporte (rechts), mit seinem Bruder und Co-Geschäftsführer Martin Lettl

Perspektivisch wird nach Einschätzung von Stephan Lettl auch der Fahrermangel für Transporte auf der Schiene sprechen. „Noch stellt er uns nicht vor Probleme“, sagt er. „Beim hohen Altersdurchschnitt unserer Mitarbeiter wird er aber definitiv ein Problem werden.“ Hier könnte der Einsatz der Schiene Entlastung bringen. Ein weiterer Treiber für die Bahn: die CO2-Einsparungen. Die Lettl-Brüder tragen sich bereits mit dem Gedanken, auch Elektro-Lkw für die Vor- und Nachläufe anzuschaffen. „Sie wären eine ideale Ergänzung zur Schiene und die Klimaeffekte dann noch deutlich höher“, sagt Lettl. Noch aber sieht er Einschränkungen bei der Reichweite der Elektro-Lkw und bei der Stromversorgung für die Ladeinfrastruktur.

Seit 2012 Erfahrungen im Kombinierten Verkehr
Auf der Schiene ist Lettl Transporte übrigens schon länger unterwegs. 2012 übernahm die Spedition für ein Partnerunternehmen Transporte von und zum KV-Terminal München-Riem. Im nächsten Schritt mietete die Spedition Container an, um auch Erfahrungen im Hauptlauf auf der Schiene zu sammeln. Die ersten Fahrten führten von Benelux nach Österreich. Von Benelux nach Süddeutschland nutzt Lettl auch heute noch die Schiene, aber meist nur für Überhänge. Versandspeditionen bringen die Container zum Beispiel nach Köln-Eifeltor, wo sie auf die Schiene wechseln und nach München-Riem reisen.

Die Chefs von Lettl Transporte könnten sich weitere Regelverkehre auf der Schiene vorstellen. Doch dazu müsste auch die Bundesregierung noch ein paar Hausaufgaben machen und viel stärker ins Schienennetz investieren sowie Bauprojekte viel schneller umsetzen, findet Stephan Lettl und weist auf den Musterknaben Schweiz hin, der Schienenprojekte viel schneller realisiert und Kapazitäten schafft. „Bei uns sind die meisten Relationen am Limit.“ Er ist froh, dass die Achse Ludwigshafen-München stabil läuft. Sonst käme der Osterhase oder der Schokonikolaus womöglich zu spät ins Supermarktregal.

Über die Lettl Transporte GmbH
Der Urgroßvater hieß Stephan, der heutige Chef auch: Stephan Lettl leitet mit seinem Bruder Martin in vierter Generation das 1906 gegründete Unternehmen Lettl Transporte. Schwerpunkt ist die Beförderung von flüssigen Lebensmitteln in Aufliegern oder Containern. Die Spedition aus Wasserburg am Inn beschäftigt rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zum Fuhrpark zählen etwa 100 eigene Lkw, überwiegend von Mercedes-Benz, 120 Lebensmittel-Auflieger von Feldbinder und G. Magyar sowie 30 Tankcontainer von Van Hool aus den Niederlanden und Welfit Oddy aus Südafrika. Das Unternehmen fährt für feste Kunden Touren innerhalb von Deutschland sowie ins europäische Ausland bis nach England im Norden und Serbien im Südosten. Transportiert werden alle Arten von flüssigen Lebensmitteln und Vorprodukten – ob Bier, Milch, Säfte, Wasser oder Wein, Kakaobutter, Flüssigzucker oder Öle.

Sie haben Interesse an unseren klimafreundlichen Transportlösungen innerhalb Deutschlands? Ihr Kontakt: Frank Werner, Vertrieb, Leiter Nationaler Verkehr, Telefon +49 69/79505-212 oder fwerner@kombiverkehr.de

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