Im Gespräch mit Hermann Lanfer, Geschäftsführender Gesellschafter Lanfer Transporte GmbH & Co. KG in Meppen und Verwaltungsratsvorsitzender von Kombiverkehr

Hermann Lanfer ist seit Ende Juli 2020 Verwaltungsratsvorsitzender von Kombiverkehr, bereits seit 2014 ist er Mitglied des Verwaltungsrates. Der 55-jährige leitet in dritter Generation den Chemielogistiker Lanfer Transporte GmbH & Co. KG aus Meppen. Hermann Lanfer absolvierte Ausbildungen zum Kfz-Mechaniker und zum Speditionskaufmann, studierte BWL an der DAV in Bremen und war unter anderem bei Kühne + Nagel in Vancouver tätig, ehe er ins Familienunternehmen zurückkehrte. Hermann ­Lanfer hat sechs Kinder, drei davon sind bereits in der Ausbildung im Unternehmen tätig.

Einfach intermodal:

Herr Lanfer, Sie sind seit Ende Juli 2020 Verwaltungsratsvorsitzender von Kombiverkehr. Was treibt Sie an?

Hermann Lanfer:

Klimaschutz ist eine globale Aufgabe, der Verkehrssektor leistet dazu einen wesentlichen Beitrag – und hier insbesondere der Kombinierte Güterverkehr, Kerngeschäft von Kombiverkehr seit mittlerweile über 50 Jahren. Das Prinzip des KV ist einfach: Nimm für lange Wege die Bahn und nur für Vor- und Nachlauf den Lkw. Damit stärken wir auf der Langstrecke den wesentlich umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiene und sparen enorme CO2-Emissionen ein, allein im vergangenen Jahr bei Kombiverkehr über 1 Million Tonnen. Die verladende Industrie will heute CO2-reduziert und morgen sogar durchgängig CO2-frei produzieren und transportieren – wir stehen parat. So sind wir als Kombiverkehr ein großer Teil der Lösung auf dem Weg zur Erreichung der nationalen und europäischen Klimaschutzziele. Wir werden gebraucht, wir sind klimaschutzrelevant. Dieses große Ziel treibt mich an.

Einfach intermodal:

Was tun Sie bei Kombiverkehr konkret, um dieses Ziel zu erreichen?

Hermann Lanfer:

Ich möchte fünf Hauptpunkte nennen:

  1. Wir erweitern kontinuierlich unser nationales und internationales Streckennetz – so verbinden wir bereits heute die wichtigsten Wirtschaftszentren und Industrie-Cluster mit schnellen Verbindungen auf der Schiene. Zukünftig soll das im so genannten ‚Metro-Net‘ noch schneller gehen und gleich mehrmals am Tag.
  2. Wir verstärken unsere Beteiligungen an KV-Terminals, um auch die Transport- und Abwicklungsprozesse direkt vor Ort an den wichtigen Schnittstellen aktiv mitgestalten zu können.
  3. Digitalisierung ist ein Gamechanger – wir wollen in diesem Spiel dauerhaft Führungsspieler sein.
  4. Wir sprechen KV-Zielkunden direkt an, wir nennen das ‚Kombi-Coaching‘. Darin erläutern wir all das, was ein Spediteur zum Start in den KV auf dem Schirm haben muss: Organisation, Bepreisung, Equipment, mögliche Aufsetzpunkte, Transportrichtlinien und andere Rahmenbedingungen.
  5. Den Kreis unserer Kommanditisten wollen wir erweitern: Jeder Spediteur, der bei uns an Bord ist, ist ein Botschafter des intermodalen Verkehrs – und gleichzeitig ein aktiver Klimaschützer.

Kurzum: Wir werden Service, Vernetzung und Digitalisierung bestmöglich optimieren, damit wir auch die Spediteure für die Schiene gewinnen, die bisher nur die Straße nutzen.

Einfach intermodal:

Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit Ihrem 50% Anteilseigner DB Cargo?

Hermann Lanfer:

Wir gestalten die Zusammenarbeit so, dass größtmöglicher Nutzen entsteht und alle Beteiligten profitieren: in erster Linie die Spediteure, in zweiter Linie die Verlader und letztlich selbstverständlich auch unser Klima. Wir haben zusammen mit DB Cargo einen Leitfaden für die künftige Zusammenarbeit erarbeitet, darin ist klar geregelt, welche Ziele wir gemeinsam verfolgen und wie Aufgaben verteilt sind. Natürlich gilt gleiche Augenhöhe. Und eines ist und bleibt klar: Kombiverkehr ist der Neutralität verpflichtet. Auf diesem festen Fundament lässt sich prima arbeiten.

Einfach intermodal:

An welche zusätzlichen Förderinstrumente denken Sie, um den Kombinierten Verkehr weiter anzuschieben?

Hermann Lanfer:

Wir müssen den Teil der Wertschöpfungskette fördern, der Ladung bringt – und das sind die Spediteure. Ich halte zwei Ansätze für zielführend: eine Umstiegsprämie, die für Spediteure den Einstieg in den KV attraktiv macht, und eine Klimaprämie, die jede auf der Schiene transportierte Sendung mit einem Betrag x fördert. In enger Abstimmung mit dem BMVI arbeiten wir daran, diese Förderinstrumente unter Beachtung eines fairen Wettbewerbs zu konzipieren.

Einfach intermodal:

Verwaltungsratsvorsitzender von Kombiverkehr und gleichzeitig Geschäftsführender Gesellschafter Ihrer Lanfer Transporte GmbH & Co. KG in Meppen – geht das zeitlich überhaupt zusammen?

Hermann Lanfer:

Ja, die Zeit dafür habe ich mir in meinem Unternehmen freigeschaufelt. Seit Anfang 2021 konzentriere ich mich dort auf strategische Aufgaben in der Holding, meine erfahrenen Geschäftsführer Tobias Ewers, ­Michael Kirschner und Dennis Egbers kümmern sich um das operative Geschäft. So habe ich den Kopf frei, bei Kombiverkehr anzuschieben.

Einfach intermodal:

Herzlichen Dank, Herr Lanfer, für das Gespräch.

Kombiverkehr Unternehmensdaten (2020)
  • 1969 in Frankfurt am Main gegründet
  • Kommanditgesellschaft mit 225 Speditionen und DB Cargo in gleichberechtigter Partnerschaft
  • Deutschlands größtes Intermodal-Netzwerk
  • Internationales Netzwerk mit Abdeckung der Wirtschaftszentren in über 25 Ländern
  • Über 220 Terminals europaweit
  • 170 Zugabfahrten pro Tag
  • Transportaufkommen 858.079 Lkw-Sendungen bzw. 1,72 Millionen TEU
  • CO2-Ersparnis der Kunden: 1,005 Million Tonnen
  • Umsatz 397 Millionen Euro
  • Weitere Geschäftsfelder: Aufbau und Betrieb von Umschlaganlagen, Entwicklung und Unterhaltung von Spezialwaggons sowie Consulting
Verwaltungsrat

Der Kombiverkehr-Verwaltungsrat besteht aus Mitgliedern der DB Cargo AG sowie aus gewählten Vertretern der als Kommanditisten eingetragenen Spediteure und Transportunternehmen. Abstimmungen erfolgen paritätisch, d. h. die Vertreter der Speditionen und von DB Cargo verfügen jeweils en bloc über 50 Prozent der Stimmen. Die Aufgaben des Verwaltungsrates entsprechen im Wesentlichen denen eines Aufsichtsrats bei einer Aktiengesellschaft. Er legt die Kriterien der Unternehmenspolitik fest, genehmigt außergewöhnliche Geschäftsvorfälle und überwacht die Tätigkeit der Geschäftsführung.

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